Freitag, 20. Juni 2014

Tokyo Diary - Schlussplädoyer

Die Reiseberichte sind nun alle durch, das heißt aber noch lange nicht, dass hier Schluss ist!
"Was will sie denn jetzt noch?" werdet ihr euch vielleicht fragen.
Hier möchte ich abschließend noch einige Dinge aufschreiben, die mir bezüglich Japan im Kopf herumschwirren und die ich gerne mit euch teilen möchte.
In naher Zukunft werden Posts über lustige/schöne Begegnungen, einzelne Stadtteile von Tokyo und auch Posts über so manche Kuriosität folgen, ich hoffe, ihr habt auch weiterhin Spaß beim lesen.
Außerdem werde ich mich generell etwas mehr ran halten und euch bis zu meiner nächsten Reise (vermutlich im März/April 2015) immer wieder mit Dingen aus oder über Japan versorgen ^-^

Wo soll ich bloß anfangen?
Die paar Tage in Tokyo haben so viel in mir ausgelöst.
Zurück daheim fühle ich mich leer, so, als hätte ich keine Aufgabe irgendwie.
Schon am Flughafen war mir dieses mal klar, dass alles anders ist - ich bin mit einer solchen Lebensfreude aus der Boeing gestiegen, und das nach 24h Reisezeit (alle, die mich kennen, werden nun überlegen, sich langsam ans FBI zu wenden, da diese Iris vermutlich von Aliens entführt, und als neuer Mensch zurückgekehrt ist).
Die freundlichen Angestellten am Flughafen haben mir ein Gefühl von Geborgenheit gegeben, so auch alle anderen Japaner in den darauffolgenden Tagen.
Flughäfen sind für mich immer noch ein Stressfaktor, ich habe so große Angst, mich zu verlaufen, aber in Narita fühlt man sich irgendwie aufgehoben.
Randnotiz: am Flughafen war es übrigens so leise wie im Krankenhaus. Irgendwie gruselig, aber auch angenehm.

Bereits als ich an der Inaricho Station ausgestiegen und in Richtung Hotel gelaufen bin, hab ich einfach alles rund um mich herum eingesaugt, die Gerüche, die Geräusche, die komplette Atmosphäre.
Die Umgebung war so schön, die schmalen Gassen mit den vielen Stromleitungen, die kleinen Restaurants, die Bäume am Straßenrand...
Wahrscheinlich ist es in Wien oder Berlin zu dieser Jahreszeit genau so schön, aber ich denke, dass mich einfach der Kontrast zum tristen Tokyo vom Dezember so sehr überrascht hat.
Diesmal hatte ich wieder dieses Gefühl, das ich schon einmal beschrieben habe...

Auch diesmal wurde wieder gestarrt was das Zeug hält, aber ich habe das nicht als unangenehm empfunden.
Die Japaner waren eher neugierig und haben mir zugelächelt, wenn ich sie beim Starren "erwischt" habe.
Natürlich begegnet man dem ein oder anderen, der einen abwertend ansieht und offensichtlich nicht allzu begeistert von der Anwesenheit eines Gaijin zu sein scheint, aber das ist doch überall auf der Welt so, oder?
Nach einem Gespräch mit Michael ist mir klar geworden, dass ich diesmal mit einer ganz anderen Einstellung nach Japan gekommen bin.
Natürlich wusste ich, dass ich wieder enttäuscht werden kann, aber ich hatte trotzdem sehr viel Hoffnung.
Da meine Laune um Welten besser war, hab ich wohl auch auf die Menschen ganz anders gewirkt, und wie man in den Wald ruft, so kommt es bekanntlich auch wieder zurück.

Auch wenn es verrückt klingt, die paar Tage in Tokyo haben mir sehr dabei geholfen, mich weiter zu entwickeln.
Von den Japanern kann man so vieles lernen, und ich versuche nun, mich ein wenig an deren Lebensstil zu orientieren und ein paar Dinge in meinem Leben zu ändern.
Was ich aber Zuhause gleich zu spüren bekommen habe ist, dass man die asiatische Gelassenheit wohl wirklich nur in Asien ausleben kann.
Ich stehe zum Beispiel an der Kasse und versuche, mich nicht über die lange Schlange vor mir zu ärgern, da ich ohnehin nichts daran ändern kann, klingt doch ganz simpel, oder?
In Japan auch wirklich kein Problem, denn da steht jeder einfach da und wartet, so wie es sich eigentlich gehört.
Bei uns ist es aber so, dass die Leute hinter mir zu seufzen und drängeln beginnen, und so gut kann ich mich noch nicht beherrschen, als dass ich das einfach ignorieren könnte.
Soll ich vielleicht auch gar nicht, vielleicht reicht es ja schon, positive Gedanken zu haben, auch wenn man sie nicht immer so umsetzen kann, wie man möchte.

Schlussendlich will ich sagen, dass dieses Mal alles anders war, woran es auch immer gelegen hat.
Mir ging es noch nie so gut wie jetzt, und wer mich kennt weiß, dass ich es die letzten Jahre nie wirklich leicht hatte.
Umso mehr freut es mich, dass ich mein Ziel - Japanologie - nun klar vor Augen habe.
Und auch wenn ich bereits jetzt einen Rückschlag diesbezüglich bekommen habe, werde ich nicht aufgeben, denn von nichts kommt nichts, und manchmal dauert es einfach etwas länger, bis man das erreicht, was man will.
Ich finde es trotzdem immer noch faszinierend, wie es ein Land schafft, mich so in seinen Bann zu ziehen.
Aber es ist nicht nur das Land, es sind die Menschen, die wunderschöne Kultur, die Sprache, die Gerüche, die Klänge, so viele Kleinigkeiten, die mich zu Tränen rühren, und genau mit diesen Dingen werde ich mich weiterhin beschäftigen, egal wie viele Leute mich Zuhause für einen Freak halten (ja, Frau Sandner, du darfst dich angesprochen fühlen).
Ich bin froh, eine solche Leidenschaft für mich entdeckt zu haben.
Ab heute werde ich mir nicht mehr selbst im Weg stehen.





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