Ich kann doch nicht schon wieder einen Post mit den Worten "die spinnen doch, die Japaner" beginnen - aber mir fällt auch zu diesem Thema keine Formulierung ein, die diesen Eintrag besser einleiten würde.
Das Paris Syndrom (jap. Pari shōkōgun) - als ich davon zum ersten Mal gehört habe, konnte ich mir nichts darunter vorstellen, gleich wie ihr wahrscheinlich. Aber ich will euch aufklären.
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Das Paris Syndrom ist eine vorübergehende psychische Störung, an der hauptsächlich Japaner bei einem Besuch in Frankreichs Hauptstadt leiden. Klingt kurios? Ist es auch.
Ausgelöst wird es durch die hohen Erwartungen, die Japaner von der Stadt der Liebe haben. In Filmen wird ein gewisses Gefühl vermittelt, welches die Japaner hoffen zu erleben, wenn sie nach Frankreich reisen. Gerade in "Die fabelhafte Welt der Amélie" vermittelt die Stadt ein so romantisches Flair, dass einige Japaner eine völlig verzerrte Vorstellung der Stadt bekommen. Zudem wird Paris in vielen japanischen Magazinen als eine Stadt dargestellt, in der alle Frauen Models sind und jeder die Marke Louis Vuitton trägt. Die Sprachbarriere und die kulturellen Unterschiede verstärken das alles natürlich auch noch.
Jährlich sind zwischen 30 und 100 Japaner vom Paris Syndrom betroffen, ca. 20% der Fälle stuft die japanische Botschaft in Paris als "gravierend" ein. Die am häufigsten auftretenden Symptome sind Halluzinationen, Wahnvorstellungen, Angstzustände, Schwindel und Schwitzen. Laut Yoshikatsu Aoyagi, Konsulatschef der japanischen Botschaft in Paris, gab es bereits sehr kuriose Fälle. So glaubte eine Frau im Zuge des Paris Syndroms, dass sie mit Mikrowellen attackiert werde, ein anderer Japaner hingegen war davon überzeugt, Ludwig XIV. zu sein.
Bei etwa einem Viertel der Japaner, die am Paris Syndrom leiden, wird die sofortige Heimreise empfohlen. Bei schwächeren Fällen dieser psychischen Störung genügt es, sich im Bett auszuruhen und viel zu trinken. Mittlerweile gibt es eine Notfall-Hotline für Japaner in Paris, welche 24 Stunden am Tag erreichbar ist. Sollten sich also erste Symptome zeigen, so können die enttäuschten Touristen sofort Hilfe anfordern.
Zwar musste ich beim Verfassen dieses Posts mehr als nur einmal lachen, aber eigentlich habe ich, wir erinnern uns (oder auch nicht, HIER der Link zum Post), in Tokyo etwas sehr ähnliches erlebt. Zwar litt ich weder an Halluzinationen, noch an Schwindel oder Angstzuständen, jedoch war mein Bild von Japan vor dieser Reise auch etwas realitätsfern, was mir in den paar Tagen in Tokyo, und auch den Wochen danach schwer zu schaffen machte. Wie ich gelesen habe, ist das Paris Syndrom eine spezielle Art des Kulturschocks, und kann durchaus mit meinen Erlebnissen vom Dezember 2013 verglichen werden.
"Die Spinnen doch, die Japaner" ist in diesem Fall wohl doch nicht so angebracht, wie ich zu Beginn der Recherche vermutet habe...
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